Ein Aufkleber im Wald - drei Texte. Kreatives Schreiben aus dem Alltag heraus
Umarm mich!
Rief sie mit schriller Stimme und rannte auf den Fremden zu.
Er öffnete die Arme, als sei es das Normalste der Welt, dass sich ihm eine völlig unbekannte Frau im Taucheranzug an den Hals wirft. Der Wind war stark und er hatte Schwierigkeiten, nicht von dem schmalen Weg abzurutschen, der zur Bergspitze führte.
Kurze Zeit später löste sie sich von ihm und ging wortlos in Richtung Tal davon.
Erstaunlich: Was man alles so findet, wenn man nicht danach sucht.
Dabei gibt es auch Dinge, die man bewusst suchen oder aufsuchen sollte. Die Natur, die Erholung, sich selbst. Also bewusst suchen oder einfach finden?
Was man besser tun und lassen sollte, darüber gibt es haufenweise Ratgeber. Die geben einem Tipps und Ratschläge, ermahnen uns (liebevoll, wertschätzend und achtsam natürlich), sie erzählen von ganzen Erfahrungsschätzen und motivieren zur eigenen Entdeckungs- und Veränderungstour. Was fehlt ist manchmal der eigene innere Kompass. Und auch wenn er da ist, richten sich die Nadeln nicht immer zur richtigen Richtung aus. Magnetisch angezogen verfolgen wir einen Weg, der uns in keine gute Wechselwirkung bringt. Wir agieren wie Objekte, die auf der einen Seite genau dieses, manchmal ungesunde, Magnetfeld erzeugen und gleichzeitig wirkt es auf uns ein. Also ist es doch die Frage, wie und wo wir uns aufladen?
Ein Anfang könnte sein, "umarm mich" zu sagen, anstatt uns abzuwenden. Oder noch besser: uns selbst zu umarmen - liebevoll, wertschätzend und achtsam natürlich.
Umarme mich
Umarme mich, wenn ich falle
Umarme mich, wenn ich weine
Umarme mich, wenn ich trauere
Umarme mich, wenn du fällst
Umarme mich, wenn du weinst
Umarme mich, wenn du trauerst
Umarme mich
Vielen Dank an die AutorInnen! Wer Lust hat, auch etwas zu schreiben, ist gerne dazu eingeladen!
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